Kupierte Hunde

Das unnötige Leid

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Doch wenn Tiere für eine „vermeintliche Schönheit“ unnötig leiden müssen, wenn Hunden bestimmter Rassen nur für ihr Aussehen Ohren und Ruten vollständig oder teilweise amputiert werden, dann gibt es dafür keinen berechtigten Grund. Dieses Kupieren ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch völlig sinnlos!

Schon seit 1987 ist das Kupieren von Ohren bei Hunden in Deutschland verboten, das der Ruten seit 1998. Ausnahmen werden aus medizinischen Gründen gemacht, wenn der Schwanz beispielsweise nach einer Verletzung amputiert werden muss, und für manche jagdlich geführten Hunde. Auch viele europäische Länder und die Schweiz haben solche Verbote. Trotzdem sieht man hierzulande kupierte Hunde. Wie kommt das?

Regelrechter Kupiertourismus
Während das Kupieren selbst in Deutschland verboten ist und gegebenenfalls illegal ausgeübt wird, sind Verkauf und Haltung der kupierten Tiere grundsätzlich legal. Das Kupierverbot wird regelmäßig umgangen, indem die Besitzer oder Züchter ihre Hunde im Ausland kupieren lassen. Oft in Osteuropa, aber auch – trotz Verbote – in Italien, Frankreich und Belgien. Oder die Besitzer kaufen den kupierten Hund direkt bei einem ausländischen Züchter. Dabei machen sie sich je nach importierter Hunderasse aber ebenfalls strafbar, denn das „Hundeverbringungs- und –einfuhrbeschränkungsgesetz“ verbietet es, dass bestimmte Rassen, wie beispielsweise der American Staffordshire Terrier, und deren Mischlinge nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Auch jedes Bundesland hat wiederum eigene Vorschriften, welche Rassen erlaubt sind und welche nicht. Eine genaue Übersicht findest Du hier

Eine Ahndung des Kupiertourismus, die eine Geldstrafe zur Folge hat, ist schwierig. Sie ist nur dann möglich, wenn die Hunde mit frisch kupierten Ohren nach Deutschland eingeführt werden und die Schmerzen der Wundheilung hier andauern. Typische Hunderassen, bei denen man kupierte Ohren sieht, sind Dobermann, Boxer, Schnauzer, Dogge, Pinscher, Pitbull Terrier und American Staffordshire Terrier.

Vorgang des Kupierens der Ohren
Vorsicht, der Inhalt dieses Abschnitts kann verstörend wirken. Daher bitte den Text in diesem schwarzen Kasten nur lesen, wenn Du Dir das zumuten möchtest: 

In der Regel werden die Welpen ab einem Alter von sieben Wochen zum Teil sogar ohne Betäubung kupiert. Dabei wird an die natürlichen Schlappohren eine Schablone angelegt bzw. die Ohren werden in eine Metallvorrichtung eingeklemmt. Überstehendes Ohrgewebe wird mit einem Skalpell abgeschnitten. Nur ein Drittel des Ohres bleibt so bestehen. Dabei werden mehrere Adern und Nervenstränge durchtrennt. Diese Adern werden zusammengedrückt und die Reste des Ohres vernäht. Nach der Operation werden die Ohren über zwei bis drei Wochen mit Klebeband hochgebunden. Die Wundränder werden täglich eingesalbt und massiert. Der Amputationsschmerz hält bis zu vier Wochen an.

Auch Dajmien musste die schmerzhafte Prozedur über sich ergehen lassen. 

Kupieren der Ruten
Während auch das Rutenkupieren bei uns verboten ist, wird es im Ausland bei manchen Hunderassen aus kosmetischen Gründen immer noch durchgeführt. Dazu gehören typischerweise Dobermann, Rottweiler, Pudel, Cocker, Bobtail und Boxer. Kommt es nach der Amputation zu einer Verdickung des Gewebes, kann es sein, dass der Hund lebenslang unter Schmerzen leidet – und das auch wieder ohne vernünftigen Grund. 

Folgeschäden des Kupierens
Neben den Schmerzen beim Eingriff, der länger andauernden Wundheilung und den gesundheitlichen Risiken wie dauerhafte Schmerzempfindung, Sensibilitätsstörungen oder Phantomschmerz, kommt hinzu, dass ein Hund durch das Kupieren der Ohren, aber vor allem der Rute, stark in seinem Ausdrucksverhalten eingeschränkt ist. Ihm fehlen wichtige Mittel zur artgemäßen Kommunikation mit seinen Artgenossen und dem Menschen. Die fehlenden Ausdrucksmittel können zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden führen. Wer also einen Hund schwanzkupiert, macht ihn damit teilweise „sprachlos“ und schädigt ihn schwer. Auch fehlt dem Hund ohne Rute ein Steuerungselement und eine Balancierhilfe beim Laufen und Springen.

Kupieren bei Jagdhunden 
Jagdhunde dürfen im Einzelfall sogar in Deutschland kupiert werden, wenn es für die vorgesehene jagdliche Nutzung des Hundes zu seinem eigenen oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist. Das wird damit begründet, dass sonst die Gefahr bestünde, dass es bei der Tätigkeit im Dickicht oder Schilf zu erheblichen Verletzungen oder Entzündungen des Schwanzes kommen kann. 
Doch auch hier muss die Sinnhaftigkeit dieses schmerzhaften Eingriffs hinterfragt werden, da auch unkupierte Jagdhunderassen, wie zum Beispiel der Münsterländer, vielseitig einsetzbar sind und keine Probleme während ihres Einsatzes haben. Solange es nicht im Rahmen einer medizinischen Behandlung notwendig ist, sollte das Kupierverbot auch für Jagdhunde gelten.

Aus Tierschutzsicht ist das Kupieren von Körperteilen ohne medizinischen Grund bei allen Tieren strikt abzulehnen!